Veterans
Trip 2005


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Thüringer Allgemeine Apolda 13.4.2005

60 Jahre später

APOLDA. Im Foyer des Rathauses begrüßte gestern Vormittag Bürgermeister Michael Müller zehn US-Veteranen mit ihren Frauen. Mit dem Bus kamen sie aus Weimar, wo sie für eine Woche Gäste des Weimarer Vereins "U.S. Veterans Friends" sind.

Genau auf den Tag vor 60 Jahren wurde Apolda friedlich von den Amerikanern befreit. Dafür zeigte sich Bürgermeister Michael Müller gegenüber den Gästen noch einmal dankbar. Als einziger aus der Gruppe war Hudson Wirth in Apolda stationiert. Der Soldat gehörte einem Panzerinfanterie-Bataillon an. In englischer Sprache teilte der Bürgermeister ihnen mit, dass Apolda seit 1994 zur Partnerstadt in Rapid City (USA) enge Kontakte pflegt. Davon konnten sich die Veteranen anschließend bei einem Abstecher in das Gymnasium Bergschule überzeugen. Hier trafen sie in lockerer Runde auf Schüler, die bereits Partnerschulen in Rapid City besucht haben bzw. das in diesem Jahr vorhaben. Schnell kamen die amerikanischen Senioren mit den deutschen Junioren im Klassenzimmer ins Gespräch.

Ausführlich mit der Besatzungszeit der Amerikaner in Mitteldeutschland hat sich der Apoldaer Ulrich Koch als freier Publizist und Historiker befasst. Dazu stöberte er auch in den Archiven der USA. Er verfügt inzwischen über 7000 Fotos aus dieser Zeit, darunter auch Schnappschüsse von Marlene Dietrich bei ihrem Besuch Ende Mai in Apolda. Die Diva des deutschen Films suchte hier fünf Tage nach Verwandten. Koch erzählte den Gästen im Rathausfoyer sehr detailfreudig, welche Division welcher Armeeeinheit in welchem Regiment Apolda erreichte und wieder verließ. Danach zu urteilen, war es ein ständiges Kommen und Gehen. Selbst der Dolmetscher hatte Probleme, den abwechselnden Namen zu folgen. Das 1. und 2. Bataillon des 385. Regimentes der 76. Infanterie-Division befreite Apolda und zog weiter nach Osten. Es folgte das 5. Ranger-Bataillon, dessen Kommandant am D-Day in der Normandie beteiligt war. Ab 28. April war die 9. Panzerdivison sechs Tage in Apolda stationiert. Die 6. Panzerdivision blieb schließlich als letzte bis zum 2. Juli 1945. Als Mitautor will Ulrich Koch im Sommer das Buch "Das Kriegsende Mitteldeutschlands" im Vogtlandverlag Plaue herausbringen.

Das Besuchsprogramm der Amerikaner bereicherten gestern auch die Brauerei Apolda und der Pizza-Hersteller Papalina. Zwischen beiden Stationen lag ein Besuch im Stadt- und Glockenmuseum Apolda.

Dass der 60. Jahrestag der Befreiung Apoldas auch die Bevölkerung bewegt, zeigte sich gestern an einem Redaktionsbesuch. Elke Grube war gerade vier Tage alt, als die Amerikaner in Apolda einmarschierten. Ihre Mutter hatte hohes Fieber, und es musste ein Arzt aus dem Lazarett Bergschule geholt werden. Bevor der ihre Mutter, Käthe Schiering, allerdings sehen durfte, inspizierten zwei Soldaten die Wohnung in heutigen Dr.-Theodor-Neubauer-Straße 28. Später liefen sie auf der Straße Wache. André HESS