Achtung, Achtung hier ist die Sendestelle Berlin !

Beginn des deutschen Rundfunks vor 80 Jahren

 

Es ist schon eine seltsame kleine Bude, dieser Raum im Berliner Voxhaus an der Potsdamer Straße 4. Die Wände sind mit violettem Kreppapier verhüllt, Scheuerlappen und Pferdedecken hingen zur akkustischen Dämmung herunter.
Das Zimmer war in zwei Teile unterteilt. Im größeren Teil befand sich auf einem mit Berliner Adressbüchern erhöhtem Stuhl das Mikrofon, im kleineren standen die technischen Anlagen.
Von hier aus ging am 29.10.1923 die erste Radiosendung Deutschlands in den Äther.

O-Ton: Erste Sendung 1923


Voxhaus Berlin
(
Foto: DRA)

BZ am Mittag, 30.10.1923:

Berlin 29.Oktober 1923: Drei Minuten vor acht Uhr!  Alles schweigt. In das Mikrophon ertönen die Worte:
Achtung! Hier Sendestelle Berlin Voxhaus, Welle 400. Wir bringen die kurze Mitteilung, dass die Berliner Sendestelle Voxhaus mit dem Unterhaltungsrundfunk beginnt."

Die erste Sendung bestand hauptsächlich aus klassischer Musik und wurde live gefahren. Die Musiker spielten vor dem Mikrofon versammelt direkt auf den Sender.
Das Radiohören war auch damals schon gebührenpflichtig. Aber dies setzte sich erst langsam durch.

Berliner Tagblatt vom 30.10.1923:

"Es gibt ... noch keinen Menschen in Berlin mit einem rechtmäßig, d.h. postamtlich erworbenen Apparat. ... Dagegen wird es, wie auch in England, eine ganze Anzahl sogenannter ‘Schleichhörer’ geben."

 


Tischsender
Die ersten Rundfunksender passten noch auf einen Tisch und hatten nur eine geringe Reichweite.
Das neue Medium entwickelte sich jedoch auch technisch sehr schnell, und so konnte Anfang der 30er Jahre mit guten Geräten fast überall in Deutschland bereits Rundfunkprogramm empfangen werden.

(Foto: DRA)

 

Mann der ersten Stunde ist Hans Bredow, Poststaatssekretär und späterer Chef der Reichsrundfunkgesellschaft. Er kann mit recht als Vater des deutschen Rundfunks bezeichnet werden.

O-Ton: Hans Bredow in einer Ansprache an das amerikanische Volk,1924

Programminhalte der Anfangszeit: Hauptsächlich Musik, aufgelockert durch willkürlich eingestreute, lyrische Rezitationen.

O-Ton: Zeitansage der "Funkstunde"

Am 1.März 1924 nahm dann die Mitteldeutsche Rundfunk AG (MIRAG) ihren Betrieb auf. Sie richtete in den größeren Städten des Sendegebietes sogenannte "Besprechungsstellen" ein. Dabei handelte es sich um einfach ausgestattete Studios zur Übertragung von Konzerten und Wortsendungen. Mit der Inbetriebnahme eines solchen Studios am 24. Januar 1925 kam dann der Rundfunk auch nach Weimar.


Einweihung der Besprechungsstelle Weimar der MIRAG
(Foto: Stadtmuseum Weimar)

"Wir wünschen Ihnen eine gute Nacht!
Vergessen Sie bitte nicht, die Antenne zu erden!"

(Absage aus der Anfangszeit des Rundfunks)