Während
der kurzen Besatzung durch die US-Armee war in Nohra die 327. Fighter Control Squadron der 9.Airforce stationiert. Ihre Aufgabe
bestand in der Bodenlenkung der Luftwaffe.
Nach offiziellem Kriegsende sollte die Geschichte des Kriegseinsatzes der
Einheit in Buchform erscheinen. Insgesamt sollten 300 Exemplare bei der
Druckerei Knabe in Weimar hergestellt werden. Die US-Armee besorgte Papier
und die Goldfarbe für den Einband. Bevor die Bücher fertiggestellt
werden konnten, mussten die Amerikaner aus Thüringen abziehen und den
Russen das Feld überlassen. Die Bücher blieben unabgeholt in Weimar.
Nach der Verlegung seiner Einheit gen Westen kam Lieutenant Seton auf die
Idee, die Bücher aus der nunmehr russisch besetzten Stadt zurückzuholen.
Immerhin handelte es sich bei beiden Seiten um Alliierte. Seine
Offizierskollegen meinten nur lakonisch, er würde an der Grenze
allenfalls einen Tritt in den Hintern von den Russen bekommen. Seton
besorgte sich einen russisch sprechenden Corporal und die beiden fuhren
los. An der Grenze angekommen, machten russische Posten den beiden mit
ihren Waffen unmissverständlich klar, dass sie zu verschwinden hätten.
Seton bestand aber auf der Unterredung mit einem Offizier. So wurden die
beiden in die zuständige Kommandatur gebracht. Dort konnte Seton einem
Oberst sein Anliegen vortragen. Dieser hatte offensichtlich keine Lust
sich auf Diskussionen einzulassen.
Er sagte: „Ich sage Nein. Eisenhower sagt Nein. Und Shukow sagt auch
Nein !“ Dabei schlug er mit der Faust auf den Tisch, um seiner Äußerung
Nachdruck zu verleihen. Anschließend wurden Seton und der Corporal zur
Genze zurückgebracht und verließen unverzüglich die russische Zone. Als
Lt. Seton den Ausgang der Mission seinen Vorgesetzten meldete, waren diese
auch wenig begeistert. Von höherer Stelle wurde abschließend mitgeteilt,
dass die Russen in ihrer Zone das Sagen haben, und machen könnten was sie
wollen. Damit blieben die Bücher unerreichbar für die 327. FCS. Es gab
nur eine Alternative, das Buch neu zu drucken. Allerdings ohne Fotos, denn
diese lagen noch in Weimar.
In den 60er Jahren tauchten einige Exemplare auf Flohmärkten und bei Altstoffsammlungen auf. Bei der Sanierung des Lutherhofes in der Weimarer Altstadt 2000/2001 ereignete sich ein spektakulärer Fund. In einem Zwischenboden in den ehemaligen Räumen der Druckerei Knabe fand sich der komplette Bestand der schon gedruckten Bücher. Diese waren noch original verpackt und in gutem Zustand. Der nunmehr im Ruhestand lebende Major Seton konnte durch Vermittlung von Bernd Schmidt (Vorsitzender U.S. Veterans Friends Germany) nach 56 Jahren das Originalbuch mit der Geschichte seiner Einheit in Händen halten.Einige Bücher sind an das Stadtarchiv Weimar gegeben worden, der andere Teil befindet sich in Privatbesitz.Diese Geschichte zeigt auf, dass der kalte Krieg zwischen Amerikanern und Russen schon 1945 begann.